Step by step zur Kita-Leitung

Person

Katharina Tomassek

Du interessierst dich für den Beruf Erzieher*in und freust dich auf die Arbeit mit den Kindern im Gruppendienst. Aber das für immer bis zur Rente? Was gibt es denn da noch? 

Der Beruf Erzieher*in bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und im Job aufzusteigen. Im Gespräch mit Katharina Tomassek berichtet sie uns von ihrem ganz persönlichen Karriereweg und von den Freuden und Hürden einer Kitaleitung eines kleinen freien Trägers.

 

Katharina, du leitest seit fast 2 Jahren den Mokita Kinderladen in Frankfurt. Wie bist du zur Kita-Leitung geworden? 

Ich habe schon recht früh gecheckt, dass ich eine soziale Ader in mir habe, deshalb habe ich nach der mittleren Reife eine Erzieher*innenausbildung gemacht. Anschließend habe ich erstmal viele Jahre in diversen öffentlichen Kindergärten mit Kindern von 2-6 Jahren gearbeitet. Auf der Suche nach neuen Erfahrungen habe ich dann nach und nach auch den U3-Bereich und die Arbeit im Hort und in der Ganztagsschule kennengelernt. 

Dann kam der Wunsch, nochmal etwas Theoretisches zu machen, auch mit dem Ziel, Führungskompetenzen auszubauen. Durch die Pandemie konnte ich neben meiner 30-Stunden-Woche online „Frühpädagogik, Leitung und Management“ studieren. 

Zum Ende des Studiums bin ich schon in die stellvertretende Leitung und nach dem Studium in die Leitungsposition gewechselt. Ich bin also wirklich step by step vorgegangen, um mir alles anzueignen, was ich brauche als Leitung, sowohl praktisch als auch theoretisch.

Und wolltest du schon immer Leitung werden?

Ich habe von außen immer mal wieder das Feedback bekommen, dass ich Führungsqualitäten und Energie habe, dass ich gut kommunizieren kann und die Menschen zusammenbringe. Ich hatte dann irgendwann einfach den Durst nach mehr theoretischem Input, weil ich in der Praxis das Gefühl hatte, da gab es nichts Neues mehr für mich. Im Studium habe ich gemerkt, dass es cool wäre, mehr Verantwortung zu übernehmen. 

Viele rutschen einfach so rein in die Leitungsposition. Bei mir war das anders, ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden. Ich finde es ist zu viel Verantwortung, um diese Entscheidung leichtfertig zu treffen.

Du bist ausgebildete Erzieherin und hättest ohne Studium eine Leitungsposition übernehmen können. Du hast aber nochmal studiert. Was hat dir das Studium gebracht?

Der krasseste Baustein war die Biographiearbeit. Um mich und meine Bedürfnisse zu verstehen, aber auch die Menschen, mit denen man arbeitet. Die auch alle eine eigene Biografie mitbringen, die sie zu dem macht, was sie sind. 

Und im Studium habe ich gelernt, dass ich mich bewusst entscheiden muss, weil die Leitung ist ein super wichtiger Posten in der Einrichtung und der muss gut gelebt werden.

Rezept für eine gute Leitungskraft

 

Zutaten für die Grundlage:

  • 1 Ausbildung zum/zur Erzieher*in 
  • 3 Jahre Berufserfahrung (oder mehr)
  • 1 Erfahrung als Gruppenleitung 
  • 1 Studium/Weiterbildung 
  • 1 Prise Lebenserfahrung 

 

Zutaten für das Topping: 

  • 3 Tassen Kommunikationsfähigkeit 
  • 1 Tasse Inklusionsgedanke 
  • 2 Tassen Konfliktmanagement 
  • 2 ½ Tassen Empathie 
  • ½ Tasse Bedürfnisorientierung (Bedürfnisse der anderen und eigene) 
  • 1 ½ Tasse Organisationstalent 
  • 1 Tasse Verwaltungskompetenz 

 

Zubereitung:

Man nehme zu Beginn eine Ausbildung und knete diese eine ganze Weile mit der Berufserfahrung durch. Nun noch einen Schluck Erfahrung als Gruppenleitung hinzufügen und das Ganze etwas ruhen lassen. 

Nebenbei schon das Studium vorbereiten, dieses mit einer großen Prise Lebenserfahrung mixen und alles zusammenfügen. Schon ist die Grundlage zubereitet. 

 

Kurz naschen ist erlaubt! Dann überlegen, ob man wirklich Lust auf ein Topping hat und ob die Backkünste reichen, denn ein Topping bedeutet eine große Verantwortung.

Für das Topping alle Zutaten mit viel Energie, Motivation und Humor zusammenmixen.

Die Gestaltung am Ende ist dann individuell und klappt am besten in einer Küche, in der man sich wohl fühlt. Hierfür braucht es Flexibilität, Kreativität und die ständige eigene Reflexion. Wird das der Kuchen den ich mag? 

Und schmeckt er den anderen in der Kita? Frag sie doch mal oder lass sie am besten mitbacken! Zusammen gelingt es besser und macht viel mehr Spaß. Guten Appetit!

Du hast dich also bewusst für den Job als Leitung entschieden. Was macht dir am meisten Freude an dieser Position?

Ich bin froh über die Flexibilität, die ich hier bei meinem kleinen Träger habe. Ich passe hier gut rein, mit meinem partizipativen Führungsstil und weil ich die Grundwerte teile und weitertrage. Ich habe dadurch freie Hand. Man hat immer mehr Freude, wenn man gut in die Konzeption und die Werte passt, z.B. mit unserem Alleinstellungsmerkmal Veganismus. 

Und es macht mir Freude, mit dem Team zu wachsen. Vor dem Personalmanagement hatte ich Angst, aber in den letzten zwei Jahren ist auch dieser Baustein fluffiger geworden. Die Menschen kennenlernen und dort abholen, wo sie stehen, das macht mir Freude.

Aber auch die Zeit mit den Kindern. Ich bin freigestellt, arbeite also nicht im Gruppendienst, deshalb ist mein Highlight des Tages das gemeinsame Mittagessen mit den Kids. Als Leitung darf man sich nicht im Büro einigeln. 

Gibt es auch etwas, was für dich herausfordernd ist?

Ja, also tatsächlich Struktur zu halten. Ich habe zwar eine gewisse Struktur, aber die zu halten, da braucht es Disziplin und die habe ich oftmals nicht. 

Die Flexibilität, die mir so viel Freude bereitet, ist auch manchmal anstrengend. Oftmals haben wir Notdienst und ich muss mich immer wieder neu einstellen. Gefühlt ist jeder Tag anders und das ist herausfordernd.

Aber jeder Job hat Herausforderungen und das ist gut so, weil an denen kann man wachsen.

Und zum Schluss: Was würdest du jungen Menschen raten, die später auch Leitung werden wollen?

Ich glaube, ich würde allen Menschen raten, es genauso zu machen, wie ich es gemacht habe. Also viele Bereiche als Fachkraft kennenlernen und ein Studium draufsetzen. Am besten mit vielen Leitungen vorher sprechen und vielleicht auch mal im Büro hospitieren.

Und wissbegierig bleiben, niemals das Gefühl haben, es ist gut so, wie es ist, weil man lernt nie aus. Ich glaube in dem Job ist es auch einfach sau wichtig authentisch zu sein. Verstell dich nicht, sei, wer du bist.

 

Hier erfahrt ihr mehr über den Mokita Kinderladen und die aktuellen Stellenanzeigen.


Katharina Tomassek ist seit Oktober 2022 Leitung im Mokita Kinderladen. Der Mokita Kinderladen ist der erste vegane Kinderladen in Frankfurt und betreut 40 Kinder von 3 bis 6 Jahren, in einem offenen Konzept. Wichtige Säulen des Mokita-Konzeptes sind: Reggio-Pädagogik, Partizipation, Geschlechtersensible Pädagogik und Inklusion.

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